Das Indie Web, Streiks und Verschwörungen

Und warum du noch heute eine Webseite bauen solltest

Aug. 23, 2023

1, 2, 3, test, test, test, *pustet ins Mikrofon* … Ist das Ding noch an?

Dieser Newsletter war seit März in einer kleinen Pause. Zum einen, weil ich mich auf andere Dinge konzentrieren wollte1, zum anderen weil ich nicht noch mehr über “KI” schreiben wollte.

ChatGPT existiert jetzt seit ~9 Monaten (Deep Learning seit ~2006) und trotzdem scheint meine halbe LinkedIn Timeline noch immer ausschließlich über das Potenzial von KI zu schreiben2.

Und damit willkommen zurück zu diesem Newsletter über das Indie-Internet, Streiks, Verschwörungen und doch ein wenig KI.

Mein Name ist Johannes Klingebiel, ich bin heute dein Reiseführer.

Maya Man, Marty Bell & Kristoffer Tjalve

🌻 The poetic web

Was ist das Internet? Ich gehe davon aus, dass für die meisten diese Antwort zu großen Teilen aus den prominenten Netzwerken besteht. Ich gehe nicht online, ich bin auf Instagram, ich veröffentliche nicht, ich poste, usw. Das mag jetzt etwas kulturpessimistisch klingen (und das ist es vielleicht auch), aber das Internet ist so viel größer — auch wenn es sich oft im Alltag nur auf ein paar Feeds beschränkt.

Umso befreiender, überraschender und inspirierender ist es, wenn man an diese Weite des Internets erinnert wird. Anfang August organisierte Kristoffer Tjalve (Hey, Kristoffer!) in Kopenhagen Naive Yearly, eine Konferenz über das “quiet, odd & poetic web”. Ich will an dieser Stelle nicht zu viel über eine Konferenz schreiben, auf der die meisten hier nicht waren. Sie ist jedoch insofern wichtig, da sie mich dazu motiviert hat, wieder diesen Newsletter zu schreiben. (Ein paar Eindrücke finden sich aber hier.)

Die wichtigste Erkenntnis ist, dass es abseits des Feeds, des Accounts und des Posts so viel Raum gibt, online im besten Sinne weird zu sein. Insbesondere in einer Zeit in der sich soziale Netzwerke immer stärker abschotten. In diesem Sinne, hier eine kurze Liste kleiner Experimente und Webseiten, die ich ein wenig liebe:

placestoread.xyz ⁕ Cloudwatching ⁕ broadsheet.chasem.co ⁕ thehtml.review ⁕ wanderprompts.com ⁕ publishsomethingonline.com ⁕ poolsuite.fm

+ Die Konferenz hat aber auch wieder bewiesen, dass es immer noch möglich ist, aus einer E-Mail Publikation eine Gemeinschaft zu formen. Oder wie Michael Warner es einst beschrieb:

Run it up the flagpole and see who salutes. Put on a show and see who shows up.3

+ Kristoffer hat außerdem einen Preis für kleine, kreative Webseiten organisiert. Gewonnen hat Rotating Sandwiches 🥪

+ Ich bin auch Ende September endlich einmal auf der IndieCon in Hamburg. Sagt hallo!

`███▓▒░░ DER ZINE AI HYPE TICKER ░░▒▓███`

Zoom & Co. erlauben es sich selbst, Nutzerdaten als Trainingsdaten zu nutzen • Google will auch Artikel in der Suche zusammenfassen • Dazu: die NYT will möglicherweise OpenAI verklagen • Und: Die KI-Lizensierungsstrategie der NYT • Und: Publisher reden viel über KI, aber bleiben dabei unspezifisch • Und: OpenAI sucht nach Partnern bei Lokalredaktionen • Der Hype um KI als Waffensystem • Wie besser über KI berichten? [PDF] • Nach dem Hype kommt die Ernüchterung• Dazu: die Implementierung von KI fällt vielen Unternehmen schwer • Ford stoppt die Entwicklung selbstfahrender Autos • Deepfake Pornos on demand • Eine App, die Nachrichten in langweilig umformuliert • Eine Sammlung journalistischer KI-Ethik-Richtlinien und Probleme • Buzzfeeds “Wir machen jetzt KI!”-Investoren-Deck

Merkwürdiges und Anderes

Tech-QAnon — Das Silicon Valley war unter seiner Fassade des progressiv-coolen Futurismus schon immer überraschend rechts-libertär. Neu ist jedoch die öffentliche Selbst-Radikalisierung einiger prominenter Köpfe. Da wäre die “technologischer Fortschritt um jeden Preis”-Clique rund um Mark Andressen, die anhaltende Unterstützung für Eugeniker und das zunehmende Interesse an Verschwörungstheorien. 🫠

Hollywood & KI — Madeline Ashbys grandioser Überblick über die Streiks in Hollywood, die Limits des Streamings als Geschäftsmodell und wie Technologie gegen Kreative eingesetzt wird: “What they don’t understand is that artists, much like technologies, have to be developed.”