Smart und Spekulativ 👨🏻💻
Diese Woche ein paar Gedanken zu Smart Cities und den Visionen von Tech-Plattformen für eben diese Städte. Und vielleicht auch ein Gegenmittel.
Rockt die Woche!
Johannes
Im April diesen Jahres veröffentlichte der Smart City Arm von Google, Sidewalk Labs, eine Reihe von Icons als Vorschlag, wie Überwachungstechnologie in vernetzten Städten transparent gemacht werden könnte.
Sidewalk, dessen geplantes Modellviertel in Toronto bereits seit Monaten unter heftiger Kritik steht, ist dabei nicht alleine in der Entwicklung von High-Tech-Visionen für Städte. Auch IBM, Cisco oder Huawei arbeiten an eigenen Konzepten, die an urbane Zentren rund um den Globus verkauft werden.
Dabei sind diese alles andere als neutral in der Gestaltung ihrer Visionen.
For companies like Sidewalk Labs, the aim is to establish their version of a smart city as the future — the only one available or possible. There are variations to the “solutions” they offer, but they rarely deviate from core practices based on surveillance, control, and their own strategic and ideological interest.
Smart Cities wenden den selben Trick an wie viele andere große Tech-Unternehmen, bei dem ihre Marketing-Vision als Vorhersage einer Zukunft verkauft wird. Natürlich eine Zukunft, in der die jeweilige Firma stets im Mittelpunkt steht. Und es ist in diesem Kontext vielsagend, dass Sidewalk kein einziges Mal zu hinterfragen scheint, ob eine Smart City überhaupt bestimmte Überwachungstechnologien benötigt.
Das Buch "How to run a city like Amazon and other fables" treibt dieses Thema auf die Spitze und spekuliert, wie eine Stadt unter Amazon, Uber, Tinder, Ikea oder Pornhub aussehen würde. (PDF hier)
+ Ein besseres Beispiel für Stadtentwicklung abseits von Tech-Unternehmen dürfte Helsinki sein. Die Stadt hat sogar ein eigenes Kartenspiel entwickelt, um zusammen mit Bürgern Lösungen für Probleme zu entwickeln.
+ Oder Barcelona, das bereits seit mehreren Jahren federführend in der Integration von Technologie in das Stadtbild auf Bürgerebene ist.
Ein Gegenmittel—Wie könnte Genf nach der Einführung von autonomen Fahrzeugen aussehen? Welche Beschilderungen, Hinweise und Gesetze müssten erlassen werden? Die oben gezeigte Karte ist ein kleines, aber spannendes Projekt, das versucht sich genau diesem Thema auf spielerische Art und Weise zu nähern und damit ein Gegengewicht zur Deutungshoheit von Tech-Unternehmen.
Die Karte ist dabei sogenannte Design Fiction. Eine Design-Praxis, die versucht, Objekte und Artefakte aus möglichen Zukunftsszenarien zu gestalten, um diese greifbarer zu machen. Abstrakte Ideen und Visionen lassen sich so diskutieren und auch hinterfragen. Mehr Informationen zur Karte, die im Auftrag des Kanton Genf entstanden ist, findet sich hier
+ Das "Operators Manual" der Design Fiction Gruppe Extrapolation Factory ist seit dieser Woche für 0,99ct als PDF zu haben. (Eines der—finde ich—besten Handbücher zum Thema)
(Ich würde auch gerne mehr Design Fiction im Journalismus sehen...)
Merkwürdiges & Anderes
1,5 Millionen Pakete—So viel wird täglich in New York City ausgeliefert. Inzwischen bekommen Privatpersonen mehr Lieferungen als Unternehmen, was zu chaotischen Situationen auf den Straßen der Stadt führt. Und das, obwohl gerade einmal 10% aller Käufe online passieren.
Eingemottete Träume—Es wird niemanden wirklich überraschen, aber Google hat seine VR-Plattform Daydream offiziell eingemottet. Damit dürfte auch diese Welle der VR-Begeisterung sich endgültig dem Ende neigen. (Auch Facebooks VR-Welt dürfte daran wenig ändern)
Der Guardian will bis 2030 komplett Klima-neutral werden
Zur Erinnerung: Ein jährliches Zeitungsabo entspricht bis zu zwei Kurzstreckenflügen
Nach Hongkong: Wie sich Demonstranten in Barcelona vernetzen
Krautreporter haben ein Playbook aus ihren Erfahrungen mit Community Management geschrieben
The Information will einen kommentierten Tech-News Aggregator starten
Aktuelle Zahlen zu Podcasts und Smart Speakern in Deutschland (PDF)
Die Associated Press automatisiert Teile seiner Fußball-Berichterstattung
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In China werden Früchte aus Lagerhäusern per Livestream verkauft
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