Sehende Computer, Meme Politics & Grenzgänger - Issue #34
Eigentlich wollte ich dich ja die Fundraisingaktion des—meiner Meinung nach—besten Magazins der Welt aufmerksam machen: Offscreen. Diese hat aber bereits an ihrem ersten Tag (gestern) ihr Ziel erfüllt und ist über die angesteuerte Grenze bereits um ein paar Tausend Dollar hinausgeschossen. Wer es sich trotzdem einmal anschauen will und vielleicht auch ein paar Euro für eine wirklich gute Indie Publikation locker machen will: Hier entlang ✌🏻
So genug Werbung! Rockt die Woche!
Johannes
P.S. Ich hatte ja schon mehrmals über das amerikanische Politikjournalismus-über-den-Messenger-Startup Purple geschrieben. Wer gerne Zugang zur Beta hätte kann ihn hier bekommen. Das Passwort ist "knownow".
👁 Mobile Fotografie ≠ Fotografie
Ich weiß, diese Aussage klingt trivial, aber hinter dem Sprung zur mobilenFotografie steckt ein großer Haufen an Paradigmenwechsel. Silicon Valley Vordenker Benedict Evans hat sich über diese Wechsel Gedanken gemacht und kommt zu dem Schluss, dass wir die Smartphone Kamera nicht mehr länger nur als Kamera sehen dürfen, sondern als Sensor, der Informationen aufnehmen kann. Sein Fazit: "We’re going from computers with cameras, that take photos, to computers with eyes, that can see"
+ Eines der besten Beispiele für diesen Paradigmenwechsel dürfte wohl Snapchat sein. Hier verliert Fotografie seine Bedeutung als Schaffungsinstrument und wird Teil von Kommunikation
+ Facebook hat die Smartphone-Kamera fest im Fadenkreuz. Instagram Stories waren vermutlich erst der Anfang, denn schließlich hat das Unternehmen im März MSQRD (Think: Snapchatfilter als eigene App) für eine ungenannte Summe aufgekauft. Wohin die Reise hingehen könnte? Die Kamera als neue Plattform für Entwickler
+ Apple wiederum hat Probleme mit diesem Paradigmenwechsel, wie die letzte Inkarnation der Photo app zeigt
🔑 Meme Politics
Die Schützengräben des amerikanischen Wahlkampfes sind nirgendwo tiefer als in den sozialen Medien. Die Dynamiken hinter dieser Entwicklungen dürften auch hier in Deutschland die nächsten Wahlen weitaus stärker beeinflussen. Deswegen dürfte es Sinn machen einen genauen Blick über den Atlantik zu werfen und zu lernen.
+ Zwei sehr gute Analysen des (privaten) politischen Wahlkampfes auf Facebook. Einmal von the Awl (mittellang) und der New York Times (lang). Beide beziehen sich unter anderem auf die Rolle, die Nischenmedien und private Facebookseiten spielen. Es bilden sich online Aktivistengruppen und Publisher, die keinen Zugang mehr zu klassischen Medien mehr benötigen, um maximalen Einfluss auszuüben.
+ Memes als politische Waffe. Eine dieser Aktivisten-Seiten ist "Occupy Democrats" (3,6 Mio. Likes). Diese will demokratischen Wählern kurze Videos und Bilder im Kampf gegen Donald Trump liefern. Ein interessanter Einblick von Jeff Jarvis, auch in moderne Kampagnenführung.
🌍 Andere Länder, andere Nutzer
Nachdem Uber seinen Ableger in China bereits an die Konkurrenz verkaufen musste, stößt das Unternehmen auch in Japan auf Probleme. Die Lektion: Was für Uber in Amerika funktionierte, lässt sich nur sehr begrenzt auf andere Gesellschaften, wie Japan, übertragen. Ich bekomme immer mehr das Gefühl, dass moderne Start-Up Mythen, wie Disruption als positive Naturgewalt deutliche western-/eurozentrische Vorurteile haben.
+ Als zweites Beispiel ließe sich an dieser Stelle auch der missglückte Versuch von Facebooks Internetprogramm "Free Basics" in Indien nennen.
+ Umso interessanter sind Agenturen und Consulting-Firmen wir Studio D, die tief in lokale Communities einsteigen und deren Nutzung von Technologien untersuchen. Auf dem Blog und der Medium Publikation finden sich einige faszinierende Artikel. Ein paar Beispiele:
Merkwürdiges & Anderes
OMGVoice ist ein Buzzfeed für Afrika
Interessantes Tool: Deepstream ist ein einbettbarer Videomixer für Livestreams
Ein europäisches Silicon Valley könnte in Bukarest entstehen
Hatte Facebook letzte Algorithmus-Anpassung Auswirkungen auf Publisher? Die Antwort ist—nun ja—kompliziert (Spoiler: Ja)
Is the Internet a public place? Und was die Frage mit Shopping-Malls zu tun hat
Millennials Don't Exist! (Als Daumenkino ausdrucken und auf dem nächsten Marketingkongress verteilen)
NBCUniversals Snapchat Discover Kanal zu den Olympischen Spielen: 2,2 Milliarden Views, bei 35 Millionen Zuschauern (Im Vergleich: Das Erste hatte in der Mediathek etwa 22,4 Mio. Zugriffe auf den Livestream, inkl. HbbTV)
24 afrikanische Start-Ups, die man sich mal anschauen sollte
Sweatco.in will Schritte in Geld verwandeln (Wenn man denn in den USA oder UK lebt)
Snapchat hat seine Facebook-Seite gelöscht