Reels aus dem virtuellen Bunker đ
Ich habe mir eine lÀngere Sommerpause gegönnt. Habe ich den letzten Newsletter noch mit Coldbrew in der Hand auf dem Balkon geschrieben, sitze ich jetzt mit Pullover und Tee am Schreibtisch.
Und damit willkommen zurĂŒck zu Zine, dem Newsletter ĂŒber Bunker, Innovationsstrategien, Konferenz-FOMO, MerkwĂŒrdigem und Anderem.
Rockt die Woche,
Johannes
P.S.: Ein paar letzte Sommer Vibes
P.P.S.: âFor Instant Happiness, Grab a Book and Head Outsideâ
Was haben Mars-Kolonien, der Cybertruck, Atombunker und das Metaverse gemeinsam? Es sind alles apokalyptische Technologien. Lasst mich das kurz erklÀren.
Eine apokalyptische Technologie leitet ihre Daseinsberechtigung direkt aus einer angeblich nahenden Apokalypse ab. Das offensichtlichste Beispiel sind Atombunker, deren einziger Zweck das Ăberleben eines Atomschlags sind.
Der Cybertruck? Wie sonst soll man ein Fahrzeug aus Stahl mit schusssicheren Fenstern kategorisieren, wenn nicht als rollenden Bunker?
Das gleiche gilt fĂŒr Mars-Kolonien, welche Elon Musk explizit als âBackupâ fĂŒr die Menschheit bezeichnet fĂŒr den Fall einer planetaren Katastrophe. Wortwörtliche Bunker, nur eben auf dem Mars.
Klimabunker, ein beliebtes Hobby fĂŒr Tech-MilliardĂ€re, sind nur eine weitere Variationâââwie Douglas Rushkoff im Guardian schreibt:
Their extreme wealth and privilege served only to make them obsessed with insulating themselves from the very real and present danger of climate change, rising sea levels, mass migrations, global pandemics, nativist panic and resource depletion.
Und damit kommen wir zum Metaverse, bzw. der ursprĂŒnglichen Gibsonischen Vision des Metaverse als digitale RealitĂ€t in der Menschen aus der tristen Gegenwart fliehen können. Das Metaverse in der Science Fiction ist eine Art virtueller Bunker und ich vermute seine reale Inkarnation wird von einigen Ă€hnlich verkauft werden. Als Raum in dem Menschen âsich entfaltenâ und Zugang zu einem âbesseren Leben bekommenâ können, als in der RealitĂ€t.
Die Ironie hinter all diesen FluchtplĂ€nen ist, dass sie ohne ein intaktes Wirtschaftssystem nicht funktionieren können. Ein Cybertruck benötigt nicht nur Strom, sondern auch Zugriff auf Mobilfunk. Eine Marskolonie wĂ€re lange von VersorgungsflĂŒgen abhĂ€ngig, Bunker benötigen Nahrung, Frischwasser und Medizin und das Metaverse jemanden der Server, Unterseekabel und Code wartet.
Es sind naive Fluchtfantasien. Keine Lösungen.
Was treibt eigentlich Instagram so?
Das Washington Journal hat interne Berichte von Instagram in die HĂ€nde bekommen, die unter anderem zu dem Ergebnis kommen, dass âmost Reels users have no engagement whatsoever.â ÂŻ\_(ă)_/ÂŻ
(Und das, obwohl Instagram nicht nur âCreatorsâ, sondern auch Medienunternehmen mehrere Millionen USD fĂŒr nativen Video-Content bezahlt.)
Dabei wiederholt sich bei Instagram die gleiche Entwicklung, wie schon bei Facebooks berĂŒchtigten âPivot to Videoâ in 2017. Eine plötzliche Priorisierung von Video-Inhalten, die nicht nur mehreren Dutzend Journalist:innen ihre Jobs kostete, auf gefĂ€lschten Video-Metriken beruhte und dem Netzwerk möglicherweise mehr schadete, als nĂŒtzte:
One data scientist said in a 2020 memo that Facebook teams studied the [falling interactions across the network] and ânever really figured out why metrics declined.â The team members ultimately concluded that the prevalence of video and other professionally produced content, rather than organic posts from individuals, was likely part of the problem.
Parallel dazu Zahlen von dem WSJ Artikel:
The portion of Instagram users who think the company âcares aboutâ them fell from nearly 70% in 2019 to roughly 20% earlier this summer. On the question of whether the product was âgood for the world,â the score fell from more than 60% in 2019 to slightly over 45%.
Alles in allem denke ich, kann bei Meta, bzw. Instagram, die gleichedefensive Innovationskultur beobachtet werden, wie beispielsweise bei Tageszeitungen.
Kurz: eine Unternehmensstrategie, die nicht darauf ausgelegt ist, wirklich Neues zu erschaffen, sondern Bestehendes und Altes zu schĂŒtzen. HauptsĂ€chlich in dem externe Innovationen fĂŒr interne Strukturen adaptiert werden, diese aber selten selbst verĂ€ndert werden.
Meta ist schon lÀnger getrieben nicht von internen Visionen und Entwicklungen, sondern durch kleine externe Konkurrenten, deren Ideen schnell assimiliert werden, anstatt eine eigene IdentitÀt zu behalten.
Ironisch fĂŒr ein Unternehmen, das sich einst mit dem Spruch âWhat would you do if you werenât afraid?â brĂŒstete.
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MerkwĂŒrdiges & Anderes
Konferenz FomoââIch hĂ€tte es auch nicht gedacht, aber mich hat dann doch noch in 2022 ein wenig Konferenz Fomo gepackt. Allen voran die Indiecon in Hamburg, zu der ich schon seit Ewigkeiten will, und The Conference in Malmö. Letztere hat alle Talks inzwischen online.
Spannend fand ich aus der Ferne: Vaughn Tan ĂŒber Innovation, Tega Brain ĂŒber KI und Klimaaktivismus und Liam Young ĂŒber futuristische Fiktionen.
RIP Real Life MagazineââSnapchats Sparprogamm bedeutet leider das aus fĂŒr eins der besten Tech und Kultur Medien der letzte Jahre. Es ist auch ĂŒberraschend wie lange das Magazin finanziert durch das Tech-Unternehmen existieren konnte. Das Archiv bleibt weiterhin online.
Auch hier ein paar persönliche High-lights: Das Internet als Verschwörungsmaschine, Ăber TikTok und Empfehlungsalgorithmen, Silicon Valleys zwiespĂ€ltiges VerhĂ€ltnis zu Mode, Langeweile und Social Feeds und wie jeder Job ein Influencer-Job wird.
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