Nostalgie in digitalen Räumen 📱
Vor einigen Wochen war ich mental nicht wirklich auf ein 2022 vorbereitet. Inzwischen kann dieses Jahr (mal wieder) nicht schnell genug enden — einem gewissen Virus sei dank. 2022? Bring it on!
Ansonsten habe ich heute mal über retro-futuristische Konzepautos geschrieben, Reports jenseits der PDFs, TikTok Ticks und die übliche Ladung Merkwürdigem.
Bleibt gesund!
Johannes
P.S.: “Rome fell. The newsletter didn’t.”
Nostalgie und eine verpasste Zukunft — In der Automobilbranche gibt es einen bemerkenswerten Trend: Retro-E-Autos. Beispiele sind Hyundais “Grandeur Heritage”, GMs “EV K5 Blazer”, Fords “F-100”, Opels “Manta” oder VWs “ID.Buzz”. (Der F-100 und ID.Buzz sollen beide sogar auf den Markt kommen)
Diese Modelle sind deswegen so spannend, weil sie ein bewusster Bruch mit der pseudo Sci-Fi-Ästhetik bisheriger Produktreihen sind. Nostalgie anstelle prominenter Touchscreens, Carbon-Optik und blauer LED-Leisten. Diese Konzeptautos sind ein Rückgriff in eine vermeintlich einfachere Vergangenheit — in die besten Jahre dieser Konzerne. Ironischerweise sind sie aber auch die perfekte Illustration der verpassten Chancen der Automobilindustrie. Eine vergangene, nicht genutzte Zukunft.
(Warum gibt es diese Modelle erst ein halbes Jahrhundert später mit Elektroantrieb, wenn die Technologie älter als der Verbrennermotor ist?)
Genauso wie Zukunftsvisionen immer ein Kommentar der Gegenwart sind, sind es wahrscheinlich auch diese historischen Rückgriffe. Sie reihen sich fließend in eine moderne Pop-Kultur voller 2000er-Klamotten, stagnierender Pop-Musik, Reboots und Remakes ein.
What haunts us isn’t merely an imagined idyllic time before global market crashes, terrorism, and the constant interconnectedness of a digital, online world, but what may have been if the creep and then acceleration of neoliberalism (and its consequential crises) was frustrated by an alternative. Inundated and obsessed with the past and locked into a dismal present, we long for lost futures.
+ Auch interessant: ZeroLabs ist ein amerikanisches Startup, das Oldtimer in Elektroautos umbauen will
Reports, aber anders — Es gibt eine Reihe von Agenturen, deren Arbeit ich immer wieder gerne lese. Eine davon ist from: later, ein umtriebiges kanadisches Studio irgendwo zwischen Strategie, Design und Zukunftsforschung.
Das Team hat beispielsweise einen soliden Trend-Report über die Zukunft der Arbeit, spekulative Szenarien für “women‘s labour” entwickelt und Trends durch die Pandemie verfolgt.
Das neueste Projekt beschäftigt sich mit der Frage, wie das Digitale öffentliche Räume formt und selbst ein öffentlicher Raum ist. Der Report ist eher eine losere Sammlung von Gedanken und Provokationen und nicht das, was man klassisch erwarten würde. Eine weitere Besonderheit ist die Präsentation des Reports als Miro-Board, wodurch er selbst zu einer Art Ausstellung bzw. Workshop-Raum wird.
from: later ist ein gutes Beispiel dafür, wie Reports anders präsentiert werden können — anstelle der klassischen PDF. Und ja, ich schreibe das auch mit Blick auf die langsam wieder beginnende Flut der 2021/2022 Trendreports, die ich auch wieder hier sammle.
Merkwürdiges & Anderes
FB vs. Twitter— Ein kleines aber wichtiges Detail: Während Twitter die eigenen Probleme immer stärker öffentlich kommuniziert und diskutiert, scheint Facebook den entgegengesetzten Weg zu gehen. Nach den letzten Leaks wird das Unternehmen noch intransparenter und verschlossener.
TikTok Ticks— Jedes Medium durchläuft seine eigene moralische Panik. Zuletzt TikTok, welches laut WSJ verbale und körperliche Ticks von Teenager zu Teenager verbreitet haben soll. Was natürlich Unsinn ist. Fakt ist aber, dass psychische Belastungen bei unterschiedlichen Menschen ähnliche Symptome entwickeln können. Der Grund dafür ist aber die Belastung, nicht TikTok.
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