Neues Jahr, neuer Job, neues Zine und Innovation 🥳
Kurz zu Beginn ein paar wichtige Durchsagen:
Dieser Newsletter hat tatsächlich die 1.000 Abnonnent:innen Marke geknackt! ✨
Ich arbeite wieder an einem kleinen Zine-Projekt über Hype. 👀 (ETA mit Glück Mitte/Ende Februar)
Ich werde nach fast fünf Jahren die Süddeutsche Zeitung verlassen und im Februar als Program Manager beim Media Lab Bayern anfangen. ✌🏻
Uuuuund weiter im Text. Willkommen zurück zu Zine, dem Newsletter über Innovation, dreckigen Wahlkampf und Merkwürdigem.
Rockt die Woche,
Johannes
P.S.: Ich habe mich einmal an einer Richterskala für Hype versucht.
Urban Technolgy — Der Designer Bryan Boyer arbeitet schon seit letztem Jahr an einem neuen Studienprogramm für die University of Michigan mit dem klangvollen Namen: “Urban Technology”.
Ich bin schon länger ein großer Fan von Bryans Arbeit, entweder im Rahmen des Helsinki Design Labs / Sitra oder für das Architektur-Studio Dash Marshall. Entsprechend ist es jetzt nicht überraschend, dass ich auch Urban Technology mag.
“Urban Technology” geht über die eindimensionale Idee einer Smart City hinaus und versteht Technologie als Baustein in einem komplexen sozialen Gefüge.
We define urban technology as digitally-powered products and services that affect how cities are seen and made sense of, how they’re shaped and built, and how urban spaces are inhabited. [...]
Technology is not about electrons and bits alone, but also about the funding, business models, policy positions, risk attitudes and much more.
Die Arbeit beruht somit nicht auf dem üblichen eindimensionalen Innovationsprozess Problem → Lösung, sondern auf dem, was Bryan “Challenges” nennt. Jede lösenswerte Herausforderung ist das Ergebnis vieler unterschiedlicher Kräfte und Gegebenheiten. Es gibt nicht einfach eine simple Lösung, sondern nur einen Eingriff in ein komplexes System.
Diese Komplexität zu ignorieren und stattdessen gleich zu Lösungen zu springen ist das, was Evgeny Morozov einst so passend als “Solutionism” bezeichnet hat oder Charlie Warzel zuletzt als “Builder Brain”:
The Builder mindset often eschews policy completely and focuses on the macro issues, rather than the micro complexities. It is a mindset that seeks to find very elaborate, hypothetical-but-definitely-paradigm-shifting, futuristic technology to fix current problems, instead of focusing on a series of boring-sounding and modest reforms that might help people now.
Eine Sicht auf die Realität, die viel mehr Unsicherheiten und Komplexitäten zulässt als die übliche Innovationsrhetorik. Genau deswegen war das Helsinki Design Lab während meiner Arbeit bei der Süddeutschen Zeitung eine so große Inspiration für mich.
“Urban Technology” ist, finde ich, ein perfektes Beispiel dafür wie Innovationsprogramme für die nächsten Jahrzehnten aussehen sollten:
Want to change the world? Build the right feedback loops. Change behavior based on what you learn. Collaborate with people who know things you do not. Honor history. Embrace the possibility of change. Be human. Don’t lose sight of the mission that drives you.
+ Dan Hill, ebenfalls ein Helsinki Design Lab-Alumni, verfolgt einen ähnlichen Ansatz in Schweden unter dem Begriff “Missions”.
+ Dem Prozess des Studiengangs kann man hier folgen.
Merkwürdiges & Anderes
Tek Fog— In Indien stehen dieses Jahr wieder Wahlen an und der Wahlkampf ist schmutzig und gleichzeitig high-tech. “Tek Fog” heißt ein Tool der Regierungspartei BJP.
Die App kann angeblich eine ganze Armee von Bot-Accounts kontrollieren, um so Themen zu streuen oder Gegner gezielt anzugehen, inkl. der Möglichkeit, diese nach Beruf, Geschlecht und Alter zu filtern.
Virtueller Wahlkampf auf Crack.
+ Erst letztes Jahr setzten indische Hacker politische Ransomware ein, um die Bauernproteste im Land zu unterstützen: “[the] victim's data will not be recovered until demands of the farmers are met.”
.xyz ist die derzeit gefragteste Top-Level Domain 👀
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Paperboy— ein kleines optimistisches Magazin 😎
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