Hamburg 2140 🏝
Ich finde Klimawandel-Berichterstattung konzentriert sich zu oft rein auf Temperaturangaben und Farbskalen und weniger auf die Auswirkungen, die dieser konkret auf die Mechanismen und Funktionsweise unserer Lebenswelt haben wird. Ich habe die letzte Woche versucht ein paar Texte zu finden, die vielleicht einen Denkanstoss geben können. Ich hoffe, ihr verzeiht mit das etwas deprimierende Thema.
Rockt die Woche! (Nein, ich habe keinen Vero-Account),
Johannes ✌️
P.S.: Die Marketingkampagne hinter dem Erfolg Veros
Letzten Herbst nahm ich mir die Zeit “New York 2140” von Kim Stanley Robinson zu lesen. Der Roman beschäftigt sich mit einem New York nach dem Klimawandel, damit wie der steigende Wasserpegel die Stadt in eine Art Super-Venedig verwandelt hat und mit den Leben seiner Bewohner. Ein Beruf, welcher in dem Roman beschrieben wird, ist der des Wasserstandspekulanten. Diese neue Form an Wallstreet-Bewohnern spekuliert auf die wirtschaftlichen Auswirkungen des globalen Meeresspiegel und macht entsprechend mit Aktienwetten Geld. (Scout.ai hat ein Interview mit dem Autor und einen kurzen Auszug aus dem Buch)
Was nach viel Fantasie klingt, ist tatsächlich nicht weit von der Realität entfernt. Bereits jetzt haben Unwetter, wie Hurricanes Einfluss auf die Lieferketten großer Supermärkte in den USA. Soweit, dass diese sogar eigene Wetteragenturen für detaillierte Vorhersagen bezahlen.
+ Mit dem Klimawandel kommt jedoch ein neuer Faktor ins Spiel: Unberechenbarkeit. Es mag zynisch klingen angesichts den Problemen, die der Klimawandel beispielsweise in Afrika mit sich bringen wird, aber der Klimawandel wird auch große Auswirkungen auf die globale Infrastruktur haben. Flugzeuge können bei wärmeren Temperaturen beispielsweise weniger Lasten tragen und benötigen längere Startbahnen und dann wären da noch die wassernahen Flughäfen. Ein Startup, welches diese Änderungen antizipieren will ist beispielsweise Jupiter, welches mithilfe von Machine Learning möglichst detaillierte Voraussagen über den Einfluss des Klimawandels treffen will.
+ In Indien hat sich ein ganzes Ökosystem an hyperlokalen Wetterbloggern sich der Aufgabe verschrieben mit unterschiedlichem Erfolg Wetterberichte für ansonsten unbeobachtete ländliche Regionen zu schreiben. Und das, während das Ganges-Brahmaputra-Meghna-Delta langsam in den Fluten des Himalaya-Schmelzwassers versinkt.
+ Wer über Klimaflüchtlinge spricht, meint damit meist den afrikanischen Kontinent. Tatsächlich löst dieser auch in Industrienationen, wie den USA Abwanderungen, wie nach dem Hurricane Harvey ins Landesinnere aus.
+ Immer wieder tauchen auch Artikel über Technologien auf, die den Klimawandel noch in letzter Minute stoppen könnten. Ich komme wieder auf Jack Stilgoes Artikel zurück, der den festen Glauben an technologischen Fortschritt als Heilsbringer gekonnt kritisiert:
The promises we make to ourselves about the future could be said to be a defining feature of human modernity. The trouble is with our hypocrisy: we treat the promises of politicians with extreme scepticism, but those surrounding technology are harder to argue with. Unlike other parts of climate agreements, our technological promises can never be legally binding. Morality and responsibility are vital. Until we ask difficult questions, new technologies are politically seductive because they seem to offer a way out of politically intractable swamps.
Hier ist die harte Realität: Der Klimawandel ist hier und wir werden unsere Vergangenheit nicht retten können. Was uns in Deutschland leider immer noch fehlt, ist ein Repertoire an Zukunftsbildern, wie eine Welt nach dem Klimawandel aussehen wird. Uns fehlt ein “Hamburg 2140”, sozusagen. New York 2140 ist sicher eines der optimistischeren, in dem sich das alltägliche Leben den neuen Herausforderungen angepasst hat. Wer es aber einmal gruselig haben will, dem kann ich abschließend nur diese Kurzgeschichte von Debbie Urbanski empfehlen.
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