Der Pivot zu Cafés & Das andere New Work ☕️
Das Undenkbare ist passiert und ich versuche mich mit Igor Schwarzmann von Third Wave Berlin doch tatsächlich an einem Podcast! Wir wollen alle zwei Wochen Themen rund um Tech, Gesellschaft, Medien, etc. genauer zu betrachten und versuchen die wichtigsten Erkenntnisse aus diesen zu destillieren. Es ist in vielerlei Hinsicht ein Experiment und wir sind über jede Kritik und Hinweis dankbar. Es ist unser erster Podcast, also seid sanft zu uns!
(iTunes hat uns noch nicht freigeschaltet. Ich hoffe das passiert über die nächsten Tage. Einen reinen RSS-Feed gibt es hier)
Rockt die Woche und pls share and subscribe,
Johannes
P.S.: Mein Kollege Dirk von Gehlen schreibt seit letztem Freitag einen Newsletter über die FridaysForFuture-Bewegung.
Über das letzte halbe Jahr habe ich eine ganze Reihe von kleineren Bewegungen in der Schnittmenge Medien und Commerce beobachtet, die ich noch nicht ganz mit einem schicken Namen oder Begriff umreißen konnte.
+ Zum einen haben immer mehr rein digitale (DTC)-Unternehmen Publikationen gestartet oder sind in ihnen involviert. Snapchat sponsored Real Life Magazine, Casper hat Woolly, Dollar Shave Club das grandiose Mel Magazine, Airbnb das Airbnbmag, der Koffer-Hersteller Away gönnt sich das Here Magazine und Glossier entstand sogar aus einer Publikation heraus. Und sowohl Tinder, als auch Bumble starten derzeit eigene Magazine, wie die NYT berichtete.
(Der Grund: Es ist schwieriger geworden Kunden online zu akquirieren und Content ist und bleibt eine gute Möglichkeit nicht nur Aufmerksamkeit, sondern auch ein Publikum zu schaffen.)
+ Aber auch von der Medienseite rücken Commerce und Publishing näher zusammen. Buzzfeed hat bereits seit längerem eine eigene Division, um Produkte zu empfehlen und ist sogar eine strategische Partnerschaft mit Shopify eingegangen. Die NYT hat Wirecutter gekauft und das New York Magazine hat mit The Strategist sogar eine eigene neue Publikation gegründet, um mit Affiliate Links Geld zu verdienen.
+ Und sowohl Buzzfeed, als auch The Strategist sind bereits einen Schritt weiter gegangen und haben eigene Pop-Up Stores eröffnet. Im Falle von Buzzfeed einen Abenteuer-Spielzeugladen, während sich The Strategist an kuratiertem Lifestyle versuchte. Und Monocle hat bereits seit längerem nicht nur mehrere Cafés und Stores, sondern mit dem Kioskafe auch eines der (finde ich) spannenderen Store-Konzepte der letzten Jahre entwickelt.
+ David Perell argumentiert sogar, dass „Owned Commerce“, also die Produktentwicklung durch Publisher die Zukunft sein könnte.
Publishers with organic reach can launch and test products without paid media. Intimate customer touch-points remove the need for focus groups. With shopping experiences that are native and true to the brands DNA, they can scale fast, with relatively low investment. Powered by organic distribution, “Need Content” publishers are armed with competitive advantages that cannot be bought on Facebook, Instagram, Google, or Amazon. Brand loyalty, trust and credibility can’t be bought. It must be earned over time. Influencers and media companies have spent years building relationships with their audiences and know their audience better than any competitor possibly could.
Ich weiß nicht, wohin sich all diese Themen bewegen oder ob sie überhaupt Teil eines größeren Trends sind, wenn gleich natürlich vieles darauf hindeutet. Ich brühte selber noch auf all diesen Dingen. Wenn also jemand dazu eine Idee oder Meinung hat, würde ich mich über jede Antwort freuen.
So oder so zeigt dies aber auch, dass das Verständnis von Innovation als technologischen Prozess viel zu kurz greift.
Das andere "New Work"—Der Begriff New Work geht Hand in Hand mit Gesprächen über flache Arbeitsstrukturen, höhere Verantwortung der Mitarbeiter, flexible Arbeitsplätze und einer Abkehr von der starren 40h Arbeitswoche. Jedoch ist dies die eher privilegiere Seite der Arbeitsverhältnisse im 21. Jhd.. Uber, Deliveroo, Postmates, etc. sind die Anti-These der New-Work-Versprechen. Alexis Madrigal schreibt im Atlantic über den Zustand dieser "Servant Economy" (aka Gig-Economy, aka Uber-for-X) und kommt zu einem eher kritischen Schluss:
Venture capitalists have subsidized the creation of platforms for low-paying work that deliver on-demand servant services to rich people, while subjecting all parties to increased surveillance. [...] Like so many other parts of the world tech has built, the societal trade-off, when fully calculated, seems as likely to fall in the red as in the black.
Software-gesteuerte Arbeitsverhältnisse sind jedoch nicht auf die Welt der VC-Unicorns beschränkt. Eine deutsche Firma hat mindestens genauso viel Einfluss: SAP. Der New Yorker taucht ein in die extrem spannende Welt moderner Logistik-Ketten-Steuerung und zeigt zugleich die Probleme auf, die bei dieser Form der Planung entstehen:
Supply chains create efficiency in part through the distribution of responsibility. If a supervisor at a toy factory objects to the production plan she’s received, her boss can wield, in his defense, a PP/DS plan sent to him by someone else, who worked with data produced by yet another person. It will turn out that no one in particular is responsible for the pressures placed on the factory. They flow from the system—a system designed to be flexible in some ways and rigid in others.
Wer über "New Work" diskutieren will, sollte also nicht vergessen, dass diese Form der Arbeit bei weitem nicht der Normalzustand ist.
Merkwürdiges & Anderes
Lyft und Uber haben ein grundlegendes Problem: Ihre Geschäftsmodelle funktionieren nicht 💸
Es sieht so aus, als wäre Elon Musks Tunnelprojekt in Chicago bereits tot
Wondery—Das Startup, dass deine Lieblingspodcasts in Serien verwandelt 🎥
Über das anstrengende Leben in einer instagrammable Straße
Und wie wäre es eigentlich mit einer instagrammable Bibel? 🙏
Neues Lieblings-Subreddit: Obscure PDFs 🤓
Tianducheng—Die chinesische Stadt, die Paris wortwörtlich kopiert
Politics, Pornography and Pakistan—the wild west of India’s WhatsApp geography 💭
Spekulative Toaster-Designs für eine circular economy
Den Weg einer Textnachricht von Handy zu Handy (toll erklärt!) 💬
"Flugtaxis" sind auch keine Lösung für Verkehrsprobleme
Das WSJ sucht nach einem "Automation Editor" 🤖
Ein Google Doc mit gesperrten und zensierten Suchbegriffen in China 🚫
80.000 Alexa Apps und keine ist die so oft erhoffte "Killer App"
VW geht nicht davon aus, dass autonome Fahrzeuge global möglich sein werden (und liegt damit wahrscheinlich nicht falsch) 🤔
The Attention Economy ist dead—Interessantes Stück, auch wenn "Peak Attention Economy" die bessere Überschrift wäre
I "ethische KI" BM hat für die Entwicklung seiner Gesichtserkennung schlicht Bilder aus dem Internet geklaut, ohne die Besitzer zu informieren 🙄
Runway—Eine ML-Plattform für Kreative 🔥