Data Dash, Corona Ethnografie und grüne Dreiecke 🦠
Ich werde mich am 6. und 7. März auf dem Media Innovation Barcamp des Medialab Bayerns rumtreiben und eventuell über meine Erfahrungen aus drei Jahren Innovationsarbeit reden. Und bin natürlich immer für einen Kaffee zu haben!
Man liest sich,
Johannes
P.S.: Dieser Newsletter ist länger geworden. Konnte mich nicht entscheiden. ¯\_(ツ)_/¯
Das kleine grünen Dreieck oben ist eine Kamera. Genauer, zwei 4K-Linsen plus Machine Learning, die von der Mittellinie aus automatisch ganze Fußballspiele mitschneiden können, sowie digital schwenken und zoomen können. Ein ähnliches System wird auch von der amerikanischen Firma Pixellot hergestellt. Hier mit Fokus auf College-Sport und in der Form von vier übereinander-gestapelten 8K-Kameras.
Es ist nicht schwer sich vorzustellen, dass es theoretisch möglich wäre aus diesen Aufnahmen mithilfe von Bilderkennung, Text-Generierung und anderen Gimmicks vollkommen automatische Spielberichte generieren zu können. (Reuters testet beispielsweise gerade automatisierte Abschlussberichte)
Die Realität ist natürlich um einiges komplexer und Vorstellungen alleine lassen sich nicht leicht in fertige und funktionierende Produkte übertragen. Und dann wäre da auch noch die Tatsache, dass Spielberichte alleine auch noch keinen Sportjournalismus machen. Denn es gilt wie immer die Regel, dass "Roboter" keine Jobs per se wegnehmen, aber sie verändern.
Bloomberg hat ein neues Vertical gestartet, dass sich einzig auf den Klimawandel und seine Konsequenzen fokussieren wird oder wie der Editor-in-Chief John Micklethwait schreibt: "this really is a subject where what happens in the Arctic can ripple through to both the politics of the Maghreb and venture capital in Silicon Valley."
Ein Kernelement ist dabei das ständig tickende Data-Dashboard, welches Temperaturanstiege, Luftverschmutzung und Größe der Eiskappen zeigt, ironischerweise gesponsert von Amazon. Anyway, eine sehr coole und überfällige Sache.
Corona Ethnografie—Ein paar kurze Notizen zum Corona Virus. Weniger über tatsächliche Details, sondern viel mehr, weshalb er im Westen als gefährlicher wahrgenommen werden kann als er es tatsächlich ist.
Zum Einen wäre da die gigantische Anzahl von Menschen, die in China unter Quarantäne stehen. Laut der New York Times betreffen die Ausgangssperren inzwischen 760 Millionen Chinesen, bzw. knapp die Hälfte des Landes oder auch fast 10% der Weltbevölkerung. Der Grund für Chinas extreme Maßnahmen ist dabei aber weniger die Gefährlichkeit der Krankheit, sondern viel mehr die Überreaktion des chinesischen Regierungssystems:
"Once the epidemic was disclosed, the central government put huge pressure on local officials. [...] That triggered competition between regions, and local governments turned from overly conservative to radical. Even when the situation is relieved or if the mortality rate turns out not to be high, the government machine is unable to change direction or tune down."
Der zweite Aspekt ist die große Verbreitung von Atemmasken in asiatischen Ländern, welche zu gruseligen Bildern führen kann. Auch hier implizieren die Masken eine gefährliche Krankheit, die extreme Maßnahmen nach sich ziehen muss. Dabei ist der Akt des Tragens von Atemmasken aus ethnografischer Sicht weitaus komplexer, vor allem da sie kaum vor Ansteckung schützen.
Grundsätzlich werden in vielen asiatischen Ländern Gesichtsmasken getragen, nicht um sich selbst, sondern das Umfeld vor bspw. der eigenen Erkältung zu schützen. Gleichzeitig werden bei Epidemien die Masken zu einem kollektiven Symbol des Handelns gegen die Krankheit und das Nichttragen wird als Normverstoß verstanden. Es setzt also eine Form von Gruppenzwang ein.
Auch hier stehen Masken also nicht für eine gefährliche Krankheit, sondern viel mehr für eine kollektive Reaktion auf diese.
Kulturelle Feinheiten in Zeiten der Globalisierung, jedoch schwer zu vermitteln in 240 Zeichen Panik-Tweets. Vom stumpfen Rassismus einiger Texte und Diskussionen einmal abgesehen.
+ Die große Anzahl der Chinesen unter Quarantäne hat auch Auswirkungen auf globale Lieferketten. Sowohl im Bereich der Technologie, als auch Mode. Und ironischerweise der Versorgung mit Atemmasken...
Merkwürdiges & Anderes
Libra—Ajay Banga, CEO von Mastercard, lässt kein gutes Haar an Facebooks geplanter Cryptowährung.
The association’s key members would not give a hard commitment to “not do anything that is not fully compliant with local law”. He points to due diligence considerations such as know your client, anti money laundering, data management, “all that . . . every time you talked to the main proponents of Libra, I said ‘Would you put that in writing?’ They wouldn’t.”
(Eher unwahrscheinlich, dass Libra tatsächlich ein Erfolg wird.)
Bloombergs "Optimist‘s Guide for 2020"
Twitter open-sourced seine eigenen Emojis 🛠
Afghanistan wird vom Klimawandel mit am härtesten getroffen und ist am wenigsten vorbereitet (+5°C bis 2100)
Ein Überblick über die aktuellen Zahlen von Musik-Streamingdiensten 🎶
Wie Influencer und CGI-Influencer Authentizität konstruieren
Was ist eigentlich SAP? 🤔
Es gibt keinen Grund zu glauben, dass autonome Fahrzeuge sicherer als menschliche Fahrer sind 🚗
Der End-of-year Report der New York Times aufgeschlüsselt (inzwischen >5,3 Mio. Abonnenten)
Und auch die NYT plant ein Anzeigentool mit den eigenen Daten (siehe dazu der letzte Newsletter) 🍪
Ein Überblick über das Drohnenbudget von ISIS 🤖
Was ist eigentlich ein Membership und wie unterscheidet es sich von Loyalitätsprogrammen? 🧐
How to build a Media Company (Newsletter, Newsletter, Newsletter...) 🔥