#39 - Video vs. Text & Holografische Demonstranten
Ab nächste Woche heißt es für mich noch ein Semester Unibänke drücken. Und dann hat sich das mit dem Bachelor auch endlich einmal. Es könnte deswegen sein, dass dieser Newsletter hin und wieder noch unpünktlicher kommt, als in der Vergangenheit—abhängig von meiner Uni-Arbeitslast. Ich versuche aber dennoch, jede Woche eine Ausgabe schreiben zu können.
Rock die Woche!
Johannes
🔥 The Revolution will be... X?
Handgemalte Plakate und Banner sind langweilig. Der moderne Aktivist greift auf Hologramme, Beamer, Laser und AR zurück, um seine Botschaft zu vermitteln. Diese neuen Technologien werfen aber auch vollkommen neue rechtliche Fragen auf. Ist es strafbar, Botschaften an Fassaden zu projizieren? Oder per Augmented Reality App zum Boykott von Produkten aufzurufen?
+ Snapchat-Filter sind der neue heiße Shit, wenn es um politische Werbung geht. Sowohl die Clinton-, als auch die Trump-Kampagne haben sich in der Vergangenheit über Filter angegriffen. Frage mich, wann wir mehr politische Filter für einzelne Demonstrationen oder als Event-Hijacking sehen werden.
+ Hashtags haben bereits eine längere Geschichte als Protestkommunikationsmittel (langes Wort). #arabicspring, #occupy und #blacklivesmatter sind nur ein paar Beispiele. Jedoch begrenzen sich diese nicht nur auf den digitalen Raum, sondern tauchen immer wieder auch auf Protestplakaten auf. Ein Foto-Essay, der sich mit der Funktion von Hashtags auf Demonstrationen beschäftigt.
+ Auch auf der anderen Seite wird aufgerüstet. Ein Beispiel ist Geofeedia, ein Tool mit dem lokale Social-Media-Aktivitäten gefiltert und überwacht werden können. Amerikanische Polizisten haben dieses Tool nun eingesetzt, um Demonstranten zu überwachen und durch Gesichtserkennungssoftware zu identifizieren.
Diese Grafik aus einer neuen Studie des PEW Research Institutes machte die letzte Woche ein wenig die Runde. Die Aussage: junge Menschen lesen ihre Nachrichten lieber, als sie als Videos aufzunehmen. Ein Ergebnis, dass scheinbar gegen den Erfolg der Webvideo-Angebote von Buzzfeed & Co. spricht. Ein paar Gedanken, die mir dazu kamen:
Eine Aussage über die eigenen Präferenzen sagt nichts über das tatsächliche Konsumverhalten aus.
Ich habe den Verdacht, dass Webvideo-News oft nicht rein zur Informationsgewinnung angesehen werden, sondern hauptsächlich zur Unterhaltung.
Junge Menschen lesen und schreiben deutlich mehr als ältere Generationen im tagtäglichen Umgang mit dem Internet, da Text hier der Standard der Informationsvermittlung ist und auch bleiben wird. Dementsprechend ist es keine Überraschung, dass sie auch Nachrichten im selben Format konsumieren wollen.
Viel interessanter ist, dass von den befragten 18-29-jährigen, trotz Text-Präferenz, nur etwa 10% eine Zeitung in die Hand nehmen. Die ganze Studie findet sich hier. Befragt wurden 4.654 Personen.
+ Die Frage, wo und wie ich meine Leser am besten erreichen kann, beschäftigt auch The Verge. Der Text gibt überraschend viel Einblick in die Strategie des Mediums. Größte Wachstumsfelder: Video und AMP.
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